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Was ist ASMR und warum entspannt es?

Seit nun etwas mehr als 10 Jahren verbreiten sich ASMR-Videos auf allen Internetplattformen. Auf YouTube, Instagram und TikTok produzieren Creator:innen verschiedene Geräusche vor einem hochempfindlichen Mikrofon – und Hörer:innen auf der ganzen Welt sind begeistert! Die Videos werden als die ultimative Einschlafhilfe angesehen. Aber was ist ASMR eigentlich genau und warum trägt es zur Entspannung bei?


Was ist ASMR?

ASMR steht für Autonomous Sensory Meridian Response („Autonome sensorische Meridianreaktion“) und bezeichnet das Phänomen, bei dem bestimmte akustische und visuelle Reize eine einzigartige körperliche Reaktion auslösen. Dabei handelt es sich um ein Kribbeln auf der Kopfhaut, das sich die Wirbelsäule hinunter ausbreitet und ein gänsehautähnliches Gefühl am ganzen Körper verursachen kann. Diese Reaktion auf bestimmte Stimuli wird unter ASMR-Fans mit „tingles“ beschrieben. Im Deutschen ist auch von „Kopfhautkribbeln“ oder sogar „Gehirnorgasmus“ die Rede. Menschen, die dieses Phänomen erleben, empfinden es als entspannend und einschlaffördernd.

Der Begriff „Meridian“ stammt aus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Demnach ist unser Körper aus einem Netz von verschiedenen Bahnen durchzogen, in denen unter anderem die Lebensenergie fließen soll: Das Meridiansystem.

Um diese körperlichen Empfindungen bei anderen auszulösen, erzeugen sogenannte ASMRtist:innen gewisse Geräusche wie Rascheln, Flüstern oder Klopfen vor einem hochempfindlichen Mikrofon. Auch geschickt eingesetzte Bewegungen oder Lichter können für Tingles sorgen. Diese Reize werden „trigger“ genannt und decken eine ganze Bandbreite Lauten ab, die mithilfe der ASMR-Community ständig durch neue Gegenstände und Ideen erweitert wird.

Nicht jeder Mensch reagiert auf jeden Trigger – das macht ASMR so spannend! Wie so oft gilt auch hier: Geschmackssache.

Weiterhin funktioniert ASMR nicht bei jedem. Es gibt auch Menschen, die den Triggern neutral gegenüberstehen oder diese sogar als nervig empfinden. Warum das so ist, wird derzeit noch erforscht. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass es auf gewisse Gehirnstrukturen ankommt, ob Tingles verspürt werden oder nicht.


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Was bewirkt ASMR?

ASMR ist noch ein relativ junges Phänomen, das erst seit einigen Jahren in der Forschung berücksichtigt wird. Es gibt deshalb nur wenige Studien, die die Funktionsweise und Wirkung von ASMR beschreiben können. Erste Ansätze gibt es aber durch die zahlreichen Erfahrungsberichte von ASMR-Fans, in denen stets ähnliche Vorteile des Phänomens beschrieben werden. Laut der Community bewirkt ASMR:

  • Entspannung
  • Stressabbau
  • Besseres (Ein-)Schlafen
  • Innere Ruhe

Erste Studien können diese Eindrücke tatsächlich bestätigen! Zuerst einmal wurde durch die erhöhte Leitfähigkeit der Haut nachgewiesen, dass Tingles – also ASMR – tatsächlich existieren.

Außerdem wurde bisher bewiesen, dass ASMR-Videos einen (entspannenden) Einfluss auf den Körper haben. Der Puls verlangsamt sich, was automatisch zur Entspannung beiträgt. Zusätzlich hebt das Anschauen der Videos nachweislich die Laune – sogar bei Menschen mit depressiven Verstimmungen – und senkt den Stresspegel!

Auch interessant: ASMR kann zudem nachweislich das Gefühl von Einsamkeit lindern. Neben der ohnehin speziellen Atmosphäre zwischen ASMRtist:in und Zuhörer:in rufen vor allem visuelle Reize wie die Berührung der Kameralinse und Rollenspiele (s.u.) eine starke Intimität und das Gefühl von Verbundenheit hervor. Die körperlichen Empfindungen und Reaktionen sind gleich intensiv oder sogar noch intensiver als bei realen sozialen Kontakten.


Warum funktioniert ASMR?

Warum ASMR so wirkt wie es wirkt, ist noch nicht ganz klar – denn das Kopfhautkribbeln zeugt eigentlich von einer emotionalen Erregung, die einer Entspannung widerspricht. Gleichzeitig zeigte sich aber auch der Effekt, dass ASMR einen trance-ähnlichen Zustand auslösen kann. ASMR und seine Wirkung ist auf jeden Fall ein komplexes emotionales Erlebnis, das mit keiner anderen Empfindung vergleichbar ist.

Aufgrund der Befunde wird ASMR interessant für die Forschung, da es zukünftig vielleicht für die Behandlung verschiedener (psychischer) Erkrankungen wie Depression, ADHS, Angststörungen, Schlafstörungen o. Ä. eingesetzt werden kann.

ASMR Wirkung zur Entspannung

Was für Trigger gibt es bei ASMR?

ASMR teilt sich in akustische und visuelle Reize, die für einen besonderen Effekt oftmals verbunden werden. Die Reize werden überwiegend nach einem bestimmten Muster erzeugt (Kratzen, Klopfen etc.), jedoch ist die Liste an genutzten Gegenständen geradezu endlos lang. Schließlich ist der gemeinsame Spaß daran, neue Trigger zu finden, das, was die ASMR-Community zusammenschweißt. Dies sind einige Beispiele für beliebte Trigger für ASMR:

Akustische Trigger für ASMR:

1. Flüstern:

Flüstern ist der mit Abstand häufigste und beliebteste Trigger, da er neben den Tingles auch eine Verbundenheit zu den Creator:innen fördert. Die meisten ASMR-Videos werden daher von Flüstern begleitet oder zumindest eingeleitet. Dass es dabei mehr um die Geräusche als um die Worte geht, zeigt die Beliebtheit von inaudible whisper („unhörbarem, unverständlichem Flüstern“) oder dem Flüstern von (fremdsprachlichen) Triggerwörtern.

2. Mouth Sounds:

Mouth Sounds („Mundgeräusche“) umfassen alles von Kuss- und Schmatzgeräuschen bis zu leisem Zungenschnalzen. Es wird oft genutzt, um andere Reize zu untermalen.

3. Tapping:

Tapping („Tippen, Klopfen“) beschreibt die Geräusche, die mit Fingernägeln auf unterschiedlichen Gegenständen erzeugt werden. Das Ergebnis variiert je nach Material, beliebt sind zum Beispiel Holz, Bücher, Tassen, Silikonhüllen, Brillengläser und Kork.

4. Scratching:

Scratching („Kratzen“) erweitert das klassische Tapping um eine Variante. Es wird meistens auf denselben Gegenständen erzeugt, allerdings sind auch unebene Oberflächen wie Glitzersteine beliebt.

5. Brushing:

Beim Brushing („Bürsten, Pinseln“) werden nicht die Finger, sondern weiche (Make-Up-)Pinsel verwendet, um die Geräusche zu erzeugen. Brushing wird zumeist ganz einfach auf dem Mikrofon gemacht, aber auch mit knisternden Klebestreifen, Slime oder Rasierschaum verbunden. Eine besondere Form ist das Hair Brushing, bei dem das Geräusch aufgenommen wird, wie eine Haarbürste durch die Haare gleitet.

6. Weitere Geräuschwelten:

ASMR Triggern sind keine Grenzen gesetzt. Oft sind es einfache Alltagsgegenstände, die auf dem hochempfindlichen Mikrofon plötzlich einzigartige Geräusche hervorbringen und Tingles auslösen. Zum Beispiel:

  • Klebestift
  • Stressbälle
  • Verschlüsse von Lippenstiften, Schraubgläsern und Co.
  • Plüschtiere / Kirschkernkissen
  • Knisternde Kerzen
  • Schreiben
  • Tippen auf der Tastatur
  • Rascheln von Zeitungspapier

Tipp: Neben diesen „klassischen“ Triggern gibt es auch jede Menge ASMRtist:innen, die bestimmte Nischen bedienen. Sie fokussieren sich dann auf Trigger rund um die Themen Gaming, Keyboards, Make-Up, Arztpraxen, Bücher usw. Es lohnt sich auf YouTube oder in den Sozialen Medien zu stöbern und verschiedene Triggerwelten „auszusprobieren“.


Visuelle Trigger für ASMR

1. Licht

Leuchtende Gegenstände, die sich idealerweise noch bewegen oder die Farbe wechseln, werden ebenfalls als Trigger genutzt. Sie eignen sich zudem für Fokus-Spiele, bei denen die Zuschauer:innen aufmerksam einem Lichtpunkt folgen müssen.

2. Handbewegungen:

Oft werden die Hände eingesetzt, um Geräusche zu erzeugen, Berührungen zu imitieren oder visuelle Stimuli zu kreieren. ASMRtist:innen nutzen außerdem die intime Atmosphäre von ASMR-Videos und machen Bewegungen, bei denen sie die Kameralinse scheinbar streicheln oder mit einem Pinsel berühren. Das kommt – nachweislich! – bei den Zuschauer:innen wie das Gefühl einer echten Berührung an.

Übrigens: Die akustischen und visuellen Trigger werden oft miteinander verbunden und zu einem sogenannten Roleplay (Rollenspiel) ausgeweitet. So geben die ASMRtist:innen zum Beispiel vor, die Zuhörer:innen zu schminken, zu untersuchen, zu pflegen, zu frisieren oder ihre Daten in den Computer einzugeben.


Zuwendung als Trigger bei ASMR

Tatsächlich ist diese Form von ASMR, bei der eine Form der Zuwendung gezeigt wird, besonders beliebt. Das geschieht eben durch die beschriebenen Berührungen oder Rollenspiele, die die Zuschauer:innen durch die Intensität der ASMR-Praktiken als real empfinden. Das können simulierte Friseurbesuche, Untersuchungen oder Massagen sein, aber auch geflüsterte Zuneigung bei Panikattacken, Selbstzweifeln und Ängsten. Diese Trigger können nachweislich hochwirksam sein!

ASMR Trigger Beispiele

So entspannst du mit ASMR richtig

ASMR kannst du jederzeit nutzen. Beliebt ist es vor allem abends zum Einschlafen – zu dieser Zeit findest du auch viele Live-Streams auf TikTok! Aber auch tagsüber kann es beim Abschalten und Entspannen helfen. Dafür solltest du dir eine ähnliche Atmosphäre schaffen wie bei einer Mediation – denn Funktion und Wirkung sind vergleichbar.

Wichtig ist also ein ruhiger Ort ohne Hintergrundgeräusche, an dem du dich ganz auf die Trigger konzentrieren kannst. Den besten Effekt erzielst du mit Kopfhörern. Außerdem solltest du Ablenkungen vermeiden. Nimm dir die Zeit, dich ganz dem ASMR zu widmen, ohne nebenbei etwas anderes zu tun.

Sei geduldig! Es braucht vielleicht einige Zeit, bis du deine liebsten Trigger entdeckt hast, bei denen du dich am besten entspannen kannst.


ASMR ist eine Entspannungstechnik, bei der akustische und visuelle Reize (trigger) eine angenehme körperliche Reaktion (tingles) auslösen und zur Entspannung und zum Stressabbau beitragen. Auf allen Video-Plattformen findest du ASMR-Videos mit den unterschiedlichsten Triggern. Einen besonders schnellen Überblick bieten dir TikTok-Live-Streams mit ASMRtist:innen.

Wenn du ASMR ausprobierst, musst du mir über meinen Kanal @eulenmaerchen unbedingt davon erzählen, was deine Lieblingstrigger sind!

Viel Spaß beim Entspannen!