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Rezension

Die verborgenen Stimmen der Bücher: Rezension zum Buch

Der Roman Die verborgenen Stimmen der Bücher hat mich zuallererst wegen des Covers und dann wegen des Klappentextes angesprochen – alles klingt nach einem Must-Read für Bücherwürmer! Das hat sich auch bewahrheitet: Die verborgenen Stimmen der Bücher war ein Jahreshighlight von 2023 für mich. Obwohl – oder gerade weil – das Buch von Bridget Collins ein richtiges Überraschungspaket war, das mich mit jeder Seite mehr in seinen Bann gezogen hat. In meiner Rezension zum Buch versuche ich dir den Zauber des Romans zu vermitteln, ohne zu spoilern. Eine Herausforderung bei diesem Handlungsaufbau!


Steckbrief

Titel: Die verborgenen Stimmen der Bücher

Autorin: Bridget Collins

Übersetzerin: Ulrike Seeberger

Seiten: 467 (Taschenbuch)

Verlag: Aufbau Verlag / aufbau taschenbuch

Erscheinungstermin: 10.11.2020

Inhaltliche Zusammenfassung: Die verborgenen Stimmen der Bücher erzählt die Geschichte von Emmett, der eine Lehre als Buchbinder macht. Dort wird ihm bald bewusst, welche Macht Bücher haben und warum sie so verpönt sind – aber auch, dass er eine besondere Gabe hat, die genau damit zusammenhängt: Er kann den Menschen ihre dunklen Erinnerungen nehmen, indem er sie in ein Buch bindet. Doch bald stellt Emmett fest, dass es noch mehr Geheimnisse gibt, in die er eingebunden ist und die nie ans Licht kommen sollten… Oder doch?


Rezension zu Die verborgenen Stimmen der Bücher

Der Aufbau und die Handlung

Die verborgenen Stimmen der Bücher ist in drei Teile aufgeteilt, die jeweils aufeinander aufbauen und Schritt für Schritt ein Geheimnis rund um die Vergangenheit des Protagonisten aufdecken. Schon allein die Tatsache, dass es schwierig ist, den Handlungsaufbau zusammenzufassen, ohne zu spoilern, zeigt, wie geschickt die Autorin das Buch konstruiert hat.

Im ersten Teil lernen wir Emmett kennen und erleben ihn in seinem Umfeld, auf dem Bauernhof seiner Eltern. Weil er von wiederkehrenden Fieberschüben und Ohnmachtsanfällen geplagt wird, wird er schließlich vom Hof verwiesen und zur Buchbinderin geschickt. Schon hier wird klar, dass die Eltern etwas wissen, was weder Emmett noch der/die Leser:in wissen. Emmett widmet also seiner Lehre zum Buchbinder und entdeckt die Macht, Magie und Geheimnisse hinter den Büchern. Er versteht, dass das Buchbinden mit den Seelen der Menschen zu tun hat – und dass sowohl positiv als auch negativ ausgelegt werden kann. Als seine Ausbildnerin verstirbt, ist er auf sich allein gestellt und landet bei einem neuen Buchbindner, der die Macht des Bindens auszunutzen weiß. Durch Zufall deckt er in dieser Zeit das ganz große Geheimnis aus seiner eigenen Vergangenheit auf, wodurch sich alles ändert.

Im zweiten Teil lesen wir quasi das Buch, in das Emmett eingebunden wurde. Wir erfahren was damals wirklich passiert ist – das große, dunkle Geheimnis. Es entspinnt sich eine unerwartet leidenschaftliche Liebesgeschichte, die ans Herz geht. Die Erkenntnis wirft Konflikte auf und Emmett hängt sich mit Leidenschaft in die Aufgabe, alles aufzulösen, obwohl er weiß, welche Gefahr droht.

Im dritten Teil erfolgt ein Perspektivwechsel zu einer Person, die in Emmetts Vergangenheit eine wichtige Rolle gespielt hat. Von ihr erfahren wir schließlich in einem emotionalen Höhepunkt davon, was passiert, als die Wahrheit ans Licht kommt.

Bridget Collins hat „Die verborgenen Stimmen der Bücher“ wie ein großes Puzzle gestaltet. Mit jedem Kapitel kommen neue Puzzleteile hinzu, von denen vorher weder Emmett noch der/die Leser:in wussten. Dadurch, dass man nie mehr weiß als der Protagonist, wird man als Leser:in in Emmetts Ratlosigkeit, Verwirrung, Überraschung und Verzweiflung hineingezogen. Zwar sind einige Entwicklungen vorherzusehen, doch mehrere Plotttwist machen es trotzdem unmöglich, alles zu durchschauen. Der Handlungsaufbau sorgt so für große Emotionalität und einen guten Spannungsbogen.

Die Autorin vermischt in dem Buch außerdem verschiedene Genre-Elemente, die ein einzigartiges, märchenähnliches Gesamtbild ergeben. Die Magie der Bücher und das Setting, das zwischen allen Epochen zu schweben scheint, fungieren als Fantasyelemente – dabei schwingt auch etwas von einem historischen Roman mit. Ergänzt wird dies durch die (überraschend) eingeflochtene Liebesgeschichte, die emotional und leidenschaftlich, jedoch völlig ohne Kitsch erzählt wird. Man braucht einige Seiten, um in diesen Aufbau hineinzukommen, doch dann nimmt er einen gefangen!


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Die Charaktere in Die verborgenen Stimmen der Bücher

Die verborgenen Stimmen der Bücher handelt in dieser Linie von Emmett Farmer. Emmett ist ein eher ruhiger, ernster Protagonist, den man erst im Verlauf des Buchs so richtig zu lieben lernt. Nachdem er die Wahrheit über seine Vergangenheit erfahren hat, macht er eine Entwicklung durch, die als Leser:in absolut nachvollziehbar ist und bei der man regelrecht mitfiebert.

Seine Familie und auch die Buchbindnerin, die ihn auf den richtigen (?) Weg bringt, bleiben eher Randfiguren. Trotzdem sind sie sehr greifbar und gut charakterisiert.

Die zweite wichtige Figur, die immer mehr ins Spiel kommt, ist Lucian Darnay. Er bleibt erst unnahbar und weniger sympathisch, doch auch bei ihm ändert sich das im Lauf der Geschichte. Auch er hat ein Geheimnis, das ihn prägt, und dessen Aufdeckung schließlich einiges in und an ihm ändert.

Sowohl Emmett als auch Lucian sind sehr detailliert charakterisiert und zum Leben erweckt worden. Gegen Ende des Buchs erscheinen sie einem fast als reale Menschen. Mir hat es gefallen, wie viel Tiefe und Leidenschaft in diesen zu Beginn zurückhaltenden Figuren zum Vorschein kam.


Der Schreibstil von Bridget Collins in Die verborgenen Stimmen der Bücher

Bridget Collins hat mich nicht nur mit ihrem Handlungsaufbau, sondern auch mit ihrem schönen Schreibstil überzeugt. Mit einer präzisen, bildhaften Wortwahl hat sie ein Buch geschaffen, das wie ein Film vor den Augen vorbeizieht. Sie schafft es, all die Emotionen überzeugend rüberzubringen und dem Buch so eine Sogwirkung zu verpassen. Zugleich entsteht eine einzigartige Atmosphäre, die einen während des Lesens regelrecht einhüllt und auch nach der letzten Seite nicht direkt loslässt.

Der Autorin gelingt es, so zu schreiben, dass man als Leser:in mit Emmett eins wird und mit ihm alle Gefühle durchmacht. Zusätzlich sind die Plottwists und Zeitsprünge ideal eingesetzt, um diese Emotionalität noch zu vertiefen.

Das ist natürlich auch der wunderbaren Übersetzung zu verdanken! Normalerweise lese ich gerne im Original, aber hier habe ich die deutsche Version sehr genossen.

Bridget Collins‘ Ansatz, Bücher mit (dunklen) Erinnerungen zu verknüpfen, hat mir sehr gefallen und mich mehr berührt als erwartet. Ihre Art, dieses fantastische Element einzubinden, und die Geschichte, die daraus entsteht, regen nämlich zum Nachdenken an. Was haben Erinnerungen für eine Bedeutung für uns? Würden wir sie aufgeben, um unser Leben weiterzuleben? Oder würden wir unser Leben für unsere Erinnerungen aufgeben? Ein spannender Gedanke, der dem Buch deutlich mehr Tiefgang verleiht, als der Klappentext vermuten lässt.


Fazit zur Rezension zu Die verborgenen Stimmen der Bücher

Bridget Collins‘ Buch Die verborgenen Stimmen der Bücher hat mich mehrfach überrascht – am Ende jedoch durchweg positiv! Die Geschichte ist anders, aber auch so viel mehr, als der Klappentext vermuten lässt. Wer nur eine Ode an die Bücher erwartet, wird von einer tiefgründigen, emotionalen Geschichte überrascht, die sogar dazu anregt, über den Sinn unserer Erinnerungen nachzudenken.

Der Schreibstil ist bildhaft, wunderschön und atmosphärisch, was dem Buch eine richtige Sogwirkung verpasst. Obwohl ich anfangs aufgrund der Fantasyelemente noch etwas skeptisch war, hat mich das Buch immer mehr in seinen Bann gezogen, bis ich es kaum noch aus der Hand legen konnte. Leseempfehlung!

Wenn dich meine Rezension zu Die verborgenen Stimmen der Bücher überzeugt hat und du das Buch liest, musst du mir unbedingt über meinen Instagramkanal @eulenmaerchen davon erzählen!

Viel Spaß beim Lesen!