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Die sieben Männer der Evelyn Hugo: Rezension zum Buch

Auf BookTok und kurz darauf auch auf Bookstagram gab es einen regelrechten Hype um Die sieben Männer der Evelyn Hugo, was mich wie immer eher skeptisch gestimmt hat. Deshalb habe ich viiiel zu lange gewartet, um das Meisterwerk endlich selbst zu lesen. Am Ende war das Buch eines meiner Jahreshighlights 2022 und ich hoffe, dass auch euch die Rezension zum Buch dazu bewegen wird, nicht mehr länger mit dem Lesen zu warten!


Steckbrief

Titel: Die sieben Männer der Evelyn Hugo

Autorin: Taylor Jenkins Reid

Übersetzerin: Babette Schröder

Seiten: 480 (dt. TB)

Verlag: Ullstein Taschenbuch

Erscheinungstermin: 31.03.2022 (dt.); 13.06.2017 (engl. Original)

Die sieben Männer der Evelyn Hugo Rezension

Rezension zu Buch Die sieben Männer der Evelyn Hugo

Aufbau und Handlung

Die sieben Männer der Evelyn Hugo ist im Grunde eine Biografie der berühmten Evelyn Hugo, die auf eine schillernde Hollywood-Karriere zurückblickt. Jahrzehntelang haben sich die Medien um sie gerissen, doch die größten und bedeutendsten Teile ihres – sehr bewegten – Privatlebens sind nie an die Öffentlichkeit gelangt. Lediglich ihre sieben Ehen wurden von der Presse breitgetreten und haben für ein bestimmtes Image gesorgt.

Schon zu Beginn erfahren wir: Obwohl Evelyn mittlerweile über 80 Jahre alt ist, ist das Interesse an ihr nicht abgeflacht – und das will sie nutzen. Sie entscheidet sich, der jungen Journalistin Monique die ganze Wahrheit über ihr Leben zu erzählen, damit diese daraus eine Biografie schreibt. Monique ist zu diesem Zeitpunkt noch recht unbekannt und kann nicht fassen, warum ausgerechnet sie für diesen Millionen Deal auserwählt wurde. Doch alle Rückfragen blockt Evelyn Hugo ab.

„You are not really famous if anybody still likes you.“

Schon nach den ersten Kapiteln stehen deshalb zahlreiche Fragen im Raum: Was ist Evelyns Geheimnis? Was ist wirklich passiert? Warum hat sie Monique ausgesucht? Und genau das ist die Dynamik, mit der T. J. Reid geschickt durch das ganze Buch führt. Ihr Wechsel zwischen Szenen aus der Gegenwart (Moniques Interview) und der Vergangenheit (Evelyn Hugos Geschichte) ist ideal abgestimmt und durch richtig fiese Plottwists oder Vorausdeutungen miteinander verbunden. Gerade wurde also der erste Höhepunkt abgearbeitet – und der nächste wird bereits versprochen.

Zu Beginn ist das Buch aufgrund dieser Spannung ein Pageturner, später – der Zeitpunkt ist kaum zu benennen – ist es die emotionale Verbindung zu den Figuren, die einen davon abhält, das Buch auf die Seite zu legen. T. J. Reid setzt dem ganzen noch die Krone auf: Die sieben Männer der Evelyn Hugo endet mit einem Knall. Die Auflösung der wichtigsten Frage(n) überrascht gewaltig und lässt den Leser mit einem merkwürdigen Gefühl zurück.

„When you’re given an opportunity to change your life, be ready to do whatever it takes to make it happen. The world doesn’t give things, you take things.“

Eines wird im Laufe der ersten Kapitel schnell klar: Evelyn Hugo hat nicht zu viel versprochen. Ihr Leben war turbulent, von folgeschweren Entscheidungen geprägt und in Wahrheit ein ganz anderes als das, das ihr die Medien jahrzehntelang zugeschrieben haben. Evelyn bewegte sich ihr Leben lang auf dem schmalen Grad zwischen Showbiz und geheimem Privatleben. Viele Entscheidungen hat sie getroffen, um sich oder ihre Liebsten zu schützen. Viele Entscheidungen hat sie jedoch auch getroffen, um ihre Karriere voranzubringen. Und nicht immer ist nachvollziehbar, warum sie sich wann für was entschieden hat. Was für Konsequenzen ihre Taten haben werden, war aber immer klar und Evelyn Hugo entschied sich jedes Mal bewusst dafür – und wir werden als Leser mit hineingezogen.

Wir erleben Hollywood und die Intrigen hinter der glänzenden Fassade. Wir erleben die Vorteile, viel mehr aber die Nachteile für eine Person in der Öffentlichkeit. Wir begleiten Evelyn Hugo auf ihrem Weg zum Erfolg, für den sie mehrfach einen hohen Preis zahlen muss. Wir bekommen aber auch mit, wie sie plötzlich und für das Umfeld völlig unpassend wahre Liebe kennenlernt – und deshalb erneut einiges aufs Spiel setzen muss.

T.J. Reid zeigt uns mit ihrem Buch die Abgründe der Menschheit und die Launen des Schicksals – aber auch welchen Anteil Liebe und Freundschaft daran haben.

„It’s always been fascinating to me how things can be simultaneously true and false, how people can be good and bad all in one, how someone can love you in a way that is beautifully selfless while serving themselves ruthlessly.“

Der Schreibstil (im englischen Original)

Es ist nicht nur der Aufbau und der gelungene Spannungsbogen, der Die sieben Männer der Evelyn Hugo zu einem lesenswerten Buch macht. Ich ziehe auch vor T. J. Reids Schreibstil meinen imaginären Hut. Vielleicht mag er auf den ersten Blick nicht besonders erscheinen – aber keiner kann sich seiner Wirkung entziehen. T. J. Reid schafft es, aus diesem Roman einen Kinofilm zu machen, der vor dem inneren Auge vorbeizieht. Sie schafft es, dass alle Charaktere lebensecht erscheinen. Sie schafft es, alle Emotionen auf den Leser zu übertragen und ihn zu fesseln. Und gleichzeitig schafft sie es, dass man als Leser eine vorsichtige Distanz hält und so manche Entscheidung von Evelyn Hugo in Frage stellt. All das gelingt nur durch eine unglaublich präzise Wortwahl und eine bildliche Sprache sowie eingängliche Formulierungen, die Gedanken und Gefühle auf den Punkt bringen. Mit diesem Stil gelingt ihr auch eine beeindruckende Charakterisierung der Protagonistin.

„Which is about the cruelest thing you can do to someone you love, give them just enough good to make them stick through a hell of a lot of bad.“

Die Charaktere

Mit Evelyn Hugo ist T. J. Reid eine herausragende Protagonistin gelungen, wie sie mir in der Bücherwelt noch nie begegnet ist. Und ja – sie ist tatsächlich nur fiktiv, auch wenn man das am Ende des Buchs nicht mehr glauben kann. Die Autorin hat sie so gut ausgearbeitet, in so vielen Facetten beschrieben und ihre Emotionen so glaubhaft vermittelt, dass Evelyn Hugo lebensecht erscheint. Und nicht nur das: Bis zum Schluss konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich sie eigentlich mag. Denn im Grunde ist Evelyn Hugo eher unsympathisch. Sie wirkt durchtrieben und ist bereit, einige Menschen zu manipulieren und zu verletzen, um ihre Karriere zu fördern – und bereut dies auch nicht. Doch wenn man ihre Geschichte und die Hintergründe kennt, ist plötzlich alles nicht mehr so schwarz und weiß… Evelyn Hugo ist eine echte Ikone und eine unfassbar faszinierende Persönlichkeit, die einen so schnell nicht mehr loslässt. Viel mehr noch: Mit ihren Zitaten inspiriert sie dazu, seinen eigenen Wert zu (er-)kennen – und dazu zu stehen.

„I’m under absolutely no obligation to make sense to you.“

Die Menschen in ihrem Umfeld sind ebenso hervorragend charakterisiert und realistisch. Die wichtigsten Personen, Harry und Celia, stechen am meisten hervor und sorgen auch für das hochemotionale Ende. Während Harry einem aufgrund seiner Liebenswürdigkeit ans Herz wächst, ähnelt Celia eher Evelyn.


Fazit

Die sieben Männer der Evelyn Hugo ist ein Buch, dass in seiner ganzen Komplexität eine unglaubliche Wirkung auf den Leser hat. Man muss es wohl selbst gelesen haben, um zu verstehen, welchen Eindruck das Buch an sich und die Protagonistin hinterlassen – es lässt sich kaum in Worte fassen. Evelyn Hugo ist vor allem eins: Faszinierend! Ich kann in dieser Rezension nur eine Leseempfehlung aussprechen! Okay, nennt es einen BEFEHL! :D

Wenn ihr Die sieben Männer der Evelyn Hugo lest, schreibt mir unbedingt über meinen Buchblog @eulenmaerchen!

Viel Spaß beim Lesen!