Zwölf Monate, 365 Tage und 26 gelesene Bücher: Wieder ist ein Jahr zu Ende gegangen, in dem ich viele neue Autor:innen, Genres und Geschichten kennengelernt habe. Einige Bücher sind mir durch den Schreibstil, die Protagonist:innen und/oder das Konzept ganz besonders aufgefallen. Diese fünf besten Bücher aus 2022 möchte ich euch hier vorstellen.
Am besten geschriebenes Buch 2022: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert (Joel Dicker)
Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert war mein erstes Buch von Dicker und ich bin hin und weg von seiner Schreibkunst – in zweierlei Hinsicht. Einerseits bin ich großer Fan von der Wortwahl, der Formulierung und seiner ganzen Ausdrucksweise. Sein Schreibstil ist meiner Meinung nach auf ganz hohem Niveau und lässt sich trotzdem leicht und flüssig lesen.
Andererseits bin ich schwer beeindruckt vom Aufbau der Handlung. Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert muss wohl der komplexeste Plot sein, den ich je gelesen habe. Dicker flechtet durch verschiedene Perspektiven, mehrere Zeitebenen, Rückblenden und eine Vielzahl an Figuren mehrere Handlungsstränge zusammen, toppt das Ganze mit schockierenden Plottwists und löst am Ende alles sinnvoll auf. Das zu schaffen, ohne dass der Leser den Überblick verliert, ist große Kunst!
Wer einfach mal ein gut gemachtes Buch schätzen will, sollte Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert unbedingt lesen!
Beste Protagonisten 2022: Die sieben Männer der Evelyn Hugo (T. J. Reid)
Die sieben Männer der Evelyn Hugo ist eines dieser Bücher, das man beim Lesen schon als Kinofilm vor sich sieht – es ist wirklich wie gemacht dafür!
Mir hat das Buch aufgrund des Erzählrhythmus sehr gut gefallen: Der Wechsel zwischen den Kapiteln in der Gegenwart und Vergangenheit ist ideal abgestimmt und durch richtig fiese Plottwists oder Vorausdeutungen miteinander verbunden. Die sieben Männer der Evelyn Hugo lebt aber von den unglaublich detailliert ausgearbeiteten Charakteren, die während der Lektüre geradezu lebensecht erscheinen. Ich glaube fast daran, dass es in Hollywood eine echte Evelyn Hugo gab. Dass man jedoch bis zum Schluss zwischen Sympathie und Antipathie gegenüber der Protagonistin schwankt, ist erst das, was einen so an das Buch fesselt. Sie zeigt die Abgründe der Menschheit auf, stellt aber auch in Frage, was denn nun wahre Liebe ist.
Evelyn Hugos Geschichte ist einnehmend und regt zum Nachdenken an.
Bestes Buch-Feeling 2022: Der Gesang der Flusskrebse (Delia Owens)
Kaum jemand ist in den letzten Jahren an diesem Buch vorbeigekommen: Der Gesang der Flusskrebse war sowohl in den USA als auch in Deutschland ein überaus erfolgreicher Bestseller und wurde sogar verfilmt. Auch ich kann das Buch nur empfehlen – einfach, weil es so anders und mit all seinen Elementen unglaublich fesselnd und beeindruckend ist.
Delia Owens gelingt hier ein toller Genremix aus Familiendrama, Krimi, etwas Romance und Schauerroman, der von dem einzigartigen Schreibstil und den Naturbeschreibungen lebt. Ich habe selten ein so atmosphärisches Buch gelesen: Man sieht die Marsch geradezu vor sich, Kyas Einsamkeit ist fast mit Händen zu greifen und das Gerichtsverfahren verschlägt einem den Atem.
Eins muss man dieser Stelle hinzufügen: Der Gesang der Flusskrebse ist natürlich nicht gerade fröhlich, eher etwas bedrückend.
Tipp: Mir wurde bereits zugetragen, dass viele sich vom Trailer des Kinofilms abschrecken lassen – tut das nicht! Das Buch ist weniger dramatisch, gruselig und „thrillermäßig“, als es dort den Anschein hat. Stattdessen herrscht im Großteil des Buchs eine merkwürdige Ruhe, alles ist mehr auf Emotionen ausgelegt.
Bestes Wohlfühlbuch 2022: Der Buchspazierer (Carsten Henn)
Manchmal braucht es gar nicht so viel Spannung oder Emotionalität, sondern nur ein Buch zum Wohlfühlen. Der Buchspazierer von Carsten Henn ist genau das und noch viel mehr:
Es ist eine Ode an die Bücher und schon allein deshalb ein Muss für Bücherwürmer. Es ist fast zu erwarten, dass die Geschichte, wie ein fröhliches Kind einem grummeligen alten Herrn neue Lebensfreude schenkt, herzerwärmend ist. Carsten Henn füllt das Buch aber zusätzlich noch mit wunderschönen lebens- (und bücher-) bejahenden Zitaten, die beim Lesen einfach nur gute Laune machen. Außerdem zeigt er auf, was ein bisschen gegenseitige Aufmerksamkeit, Freundlichkeit und Menschlichkeit für einen Unterschied machen können.
Der Buchspazierer ist ein richtiges Wohlfühlbuch und meiner Meinung nach auch die beste Medizin gegen Leseflauten.
Beste Buch-Idee 2022: Das unsichtbare Leben der Addie LaRue (V. E. Schwab)
Das unsichtbare Leben der Addie LaRue war für mich ein ganz besonderes Buch, über das ich immer noch oft nachdenke.
Für mich ist das Buch eine neue Idee mit viel psychologischer Tiefe: Addie LaRue ist unsterblich und durchaus sichtbar, jedoch kann sich niemand an sie erinnern. Sobald sie außer Sichtweite ist, hat jeder sie vergessen. So wandert sie durch die Jahrhunderte und stellt den Sinn des Lebens in Frage – genau, wie man das als Leser irgendwann tut. Natürlich ist das Buch fantastisch, am Ende wirkt es aber trotzdem auf verschiedene Arten realistisch (sofern man sich mit Addie identifizieren kann).
Das Buch hat ein bisschen was von allem – historisch, Fantasy, Mental Health, Romance – und ich gebe zu, dass es ein paar Seiten braucht, bis man richtig reinkommt. Eines ist aber klar: Es bleibt im Gedächtnis!
Tipp: Das Buch hat keine Triggerwarnungen, könnte aber einige vertragen, vor allem im Mental Health Bereich. Bitte informiert euch vorher, denn leichte Kost ist Das unsichtbare Leben der Addie LaRue wirklich nicht!
Die fünf Bücher aus meiner kleinen Vorstellung könnten nicht unterschiedlicher sein – aber überzeugt haben sie mich alle! Ich hoffe, dich hat auch etwas davon angesprochen. Wenn du eines der besten Bücher aus meinem Lesejahr 2022 liest, musst du mir unbedingt über meinen Instagramkanal davon erzählen!
Viel Spaß beim Lesen!